Altes Haus – Notsicherung

Bautagebuch, Dokumentation

2023_Mai

Altes Haus – neues Fachwerk aus Altholz mit verschiedenen (neuen) Füllungen.
Das Ergebnis 2023
Blick zurück.
Der Ausgangspunkt 2020.
Das Fachwerk der Kammer war ausgeklotzt und wird wieder mit den geborgenen Hölzern ausgefüllt. Diese Hölzer sind zersägte Bohlen der Bohlenstube. Als vermutlich der Backofen eingebaut wurde und diesem eine Bohlenwand zum Opfer fiel, wurden die gewonnenen Bohlen als Ausklotzung wiederverwendet. Ergänzt haben wir die fehlenden Füllungen mit geborgenem Altholz vom Alten Haus. „Kreislaufwirtschaft.“

2023_März/ April

Den Hof mit den vorhandenen alten Pflastersteinen (Sandstein) neu pflastern.

2022_Oktober

und in den kanal legen…
…das störrische Kanalrohr zusammenstecken…
Damit das Regenwasser dort landet wo es am meisten gebraucht wird, im Garten, muss ein neues Kanalrohr verlegt werden. Heißt: altes Pflaster aufnehmen und Graben herstellen…

2022_September

2022_August

Die mittlere Gefachreihe ist jetzt auch mit Feldsteinen ausgemauert. Die zusammengeraffte Plane an der Oberstube ist aufgespannt der dringend notwendige Sonnenschutz (Südseite!) für Mensch und Trasskalkmörtel. Warten jetzt auf die neue Lieferung Blähschiefer um den den Spalt zwischen Außenwand und Bohlenwand zu verfüllen. Und immer noch kein Regen.

2022_Juli

Blick vom Tor in den Garten. Die Gärtnerin gießt (seit vier Wochen kein Regen) und die untere Reihe der Gefache hat ihre Steinausmauerung wieder.
Gemeinsam mit dem WWF-BauCamp haben wir die Lehmwand der kleinen Eckkammer wieder hergestellt. 300 Jahre alter Lehm:erst ausgebaut und jetzt wieder eingebaut. Wie neu!
Wand ausgemauert 😉

2022_Mai

Die Gefache der Außenwände der Bohlenstube waren nicht, wie sonst bei uns üblich, mit Staken und Lehm ausgefüllt, sondern mit Natursteinen ausgemauert. Naja, und da machen wir das auch wieder.
Wandaufbau Außenwand Bohlenstube

Bohlenwand, Fugen mit Lehmverstrich
Blähschiefer
Außenwachwerk mit Feldsteinausmauerung in Trasszement

2022_April

Innenraum Bohlenstube jetzt.
Ausgangssituation 2020
Die Bohlenstube hat ihre Fenster wieder!
Jetzt juckt es in den Fingern die Gefache wieder mit Feldsteinen auszumauern.
Die Straßenansicht. Eins fügt sich zum anderen. Langsam wird es wieder ein Haus.
Das eingebaute Fenster auf der Hofseite.

2022_Januar

Es ist immer wieder erstaunlich wie feingliedrig und überlegt diese Fenster gebaut sind. Unten ein feststehendes Unterlicht. Dinge die auf der Fensterbank stehen müssen beim Lüften nicht weggeräumt werden. Das Oberlicht mit kleinem Schiebeflügel zum Lüften, die Drehflügel zum Öffnen und rausschauen.
Winterarbeit. Die alten Schiebefenster der Bohlenstube in der Werkstatt von Schlegel Holzbau. Immer wieder die Frage: Ist das noch zu retten? Torsten kriegt es wieder hin.

2021_Dezember

Die letzten Meter Sandsteinsockel unter der Fußschwelle sind wieder an ihrem Platz. Das Alte Haus hat wieder einen sicheren Stand für die nächsten Generationen. Die Notsicherung ist abgeschlossen. Jetzt gehts an die Feinheiten.

2021_Oktober

Anpacken IV.
Ausfachung mit Lehmsteinen in der Tordurchfahrt
Anpacken IV.
Lehmstaken in der Außenwand der Gartenstube.
Anpacken IV.
Die Sommerstube im 1.Obergeschoss, jetzt mit Brüstungsgeländer.
Gründung und Untermauerung der hofseitigen Schwelle mit Sandstein
Die neue „alte“ Treppe vom Obergeschoss in den Dachboden.
Das Alte Haus hat jetzt wieder eine eigene Stiege!
Muster
Das Deckenfeld in der Tordurchfahrt vor und nach dem Abbruch. Das neue Treppenloch ist mit Brettern abgedeckt. Hier soll die Stiege zur „Oberstube“ durchführen. Gut sieht man auf dem linken Bild die, an 50er-Jahre-Moderne erinnernden, in den Lehmverstrich gekratzten Kreise. Dieser ist mit einer Kalkschlämme überzogen und darauf hat sich dann der Ruß der Schwarzküche abgesetzt. Ein klarer Hinweis darauf, das die jetzige Tordurchfahrt bis 1880 als Küche diente.
Da ja dem Alten Haus vor 140 Jahren die Treppe abhanden gekommen ist und man so nur über Umwege ins Obergeschoss und den Dachboden kommt, soll als nächsten das Haus wieder ein Stiegenhaus bekommen.
Sonnenaufgang auf Baustelle

2021_September

Blick in die Zukunft.
Das Alte Haus wird von kleinen hölzernen Kammern (Refugien) wiederbesiedelt. Der offene Teil des Fachwerks dient als Vorraum/ Sommerstube/ Loggia und bietet einen herrlichen Ausblick in den Garten und in das Tal des Etzelbachs.
Ausblick
Gefache mit Lehm gefüllt. Gerüst gefallen.
Morgenstimmung mit Staken. Das Giebeldreieck ist schon „verlehmt“.
Giebeldreieck mit Staken. Bereit für den Lehmverstrich.
Gefundene Zapfenlöcher am oberen Rähm lassen auf eine andere Fachwerkgliederung schließen. Da wurde schon fleißig verändert. Es hat eine fast 1m breite Türöffnung in die Bohlenstube gegeben. Die aktuelle Türöffnung war nicht möglich, weil dort der Backofen (der von der Küche aus beheizt und beschickt wurde) stand. Der Backofen wurde wahrscheinlich ca.1880 in das Neue Haus umgesetzt. Dafür wurde die Außenwand aufgerissen und ein provisorisches Tor eingebaut.
Die Bohlenstube ist wieder vollständig. Die Nordwand ist von der rechten Fensterleibung bis zum Türstock ergänzt.
Das Fachwerk der Nordseite ist wiedererstanden.
Die nächsten Schritte:
– Ergänzung der Bohlenstube
– Untermauerung der Schwelle
– Montage von Dachrinne und Fallrohr
Wenn das geschafft, dann steht das Alte Haus wieder sicher und die Notsicherung ist abgeschlossen.
Ein Tag später: Die Fußschwelle neu eingebaut und ein Teil des Fachwerks ist wiedererstanden.
Die Zimmerleute haben die letzte große Aufgabe in Angriff genommen. Die Nordwand des Alten Hauses. Das Obergeschoss ist zum Teil abgestützt und die Fachwerkwand abgebaut. Gut sichtbar die Teile der Bohlenstube.
Weil bei diesem Bautenstand gut sichtbar, hier ein Detail des Wandaufbaus der 370 Jahre alten Bohlenstube.

2021_August

Stück für Stück. Die seitlichen Giebeldreiecke sind wieder vollständig mit Lehm hergestellt. Einfach ein toller Baustoff.
Holz- und Stroheindeckungen waren vor den Ziegeldeckungen die bei uns übliche Dachhaut. Hier ein Beispiel aus den Alpen (Schuppendach Ursprungsalm bei Schladming, Niedere Tauern). Habe auf dem Spitzboden des Alten Hauses ein Bündel Holzschindeln gefunden die ungefähr 10 cm breit und 60 cm lang sind. Unterseitig ist ungefähr 5 cm zurückgesetzt eine Nut eingekerbt. Vermute damit sich das Wasser nicht zurückzieht.
Ergänzung 31.08.21: Haben uns die Bretter nochmal genauer angesehen. Sie liegen zwar im Spitzboden direkt unter dem Dach aber es scheinen die Dauben eines zerlegten Fasses zu sein und keine Dachschindeln. OK Erkenntnisgewinn.
Ursprünglich hatten wir als Deckung zwei Reihen Biberschwänze angepeilt, sind dann aber z.B. in den Rudolstädter Bauernhäusern auf verschiedene Holzdeckungen gestößen.
Der Giebel ist inzwischen komplett durchrepariert. Es zeigte sich, dass das 300-jährige Holz zumeist nur an den bewitterten Flächen schadhaft, der Kern aber oft noch voll in Ordnung war. Wie schützt man das „neue“ alte Fachwerk vor Regen? Die erste Überlegung war eine Verschalung. Dann ist aber vom Fachwerk nichts mehr zu sehen, der Giebel wird zur Fläche und die Überlegung Gefachebereiche offen zu lassen – als temporäre Loggien und nutzbarer Rohbau – wäre nicht umsetzbar. Wetterdächer in der jeweiligen Deckenebene bieten die historische Lösung.

Nächster Schritt. Giebel eingerüstet für die Reparatur der Obergeschosse. Anschließend sollen jeweils auf Höhe der Deckenbalkenlage kleine Wetterdächer angebracht werden.

2021_Juli

Die ersten Gefache sind wieder geschlossen. Dank an die WWF-BauCamp Lehmbrigade!
In die Gefache werden die alten geborgenen Staken wieder eingebaut.
Die Zutaten für unseren nächsten Schritt. Der alte Lehm wieder eingeweicht, Stroh und Wasser.
Ein hoch auf die Zimmerleute! Das Erdgeschoss des Ostgiebels ist durchrepariert. Mit altem Holz aus dem Nachbardorf. Auch unser Sandsteinsockel mit Rollschicht kann sich sehen lassen 😉
Die schwebendeSchwelle ist über Rollschicht und Sandsteinfundament wieder fest mit der Erde verbunden. Mühsam nährt sich das Eichhörnchen: Für einen Meter Rollschicht ca 1h und 10 l Mörtel.

2021_Juni

Altholz geschlagen 1748 mit Abbundzeichen. Bei einem Abbruch in Röbschütz im Hexengrund geborgen.
Diese Hölzer werden das schadhafte Fachwerk des Ostgiebels ersetzen.
Die neue Fußschwelle schwebt über dem Sockelmauerwerk.
Die Schwelle wird noch mit zwei Schichten Sandstein untermauert
und liegt letztendlich dann auf einer Rollschicht aus Ziegeln auf.
Das Fundament steht! So, das ist nun das Ergebnis von 3Tagen x 2Leuten Arbeit. Überschaubar 🙂
Die Zimmerleute können wieder ran.
Wenns halten soll muss Eisen rein! Der Wahlspruch der Schmiede und Schlosser. Eisen hat hier im Fundament eigentlich nichts verloren aber wir haben uns entschlossen den Betonklumpen als eine frühere Bauphase zu akzeptieren und binden diesen so an die Sandsteinmauer an.
Wichtige Werkzeuge. Lot und Schnur. Ein Freund sah mein Behelfslot (ein Hammerkopf an der Strippe) meinte so geht das nicht und brachte promt dieses edle Teil vorbei. Alles im Lot!
Da der Ostgiebel am Hang steht, geht das Fundament die Hangneigung mit und ist abgetreppt. Die Sohle besteht aus groben Schotter mit Lehm, halbwegs planeben verdichtet, darauf eine Packlage aus großen flächigen Sandsteinen. Jetzt kann mit Trasskalk die Gründungsmauer hergestellt werden.
Das alte Sandsteinfundament war nur 20-30cm tief gegründet und hat auch 300 Jahre das Haus gehalten! Heute gründet man Streifenfundamente frostfrei, d.h. ca.1m tief. Da ist mit Hacke und Schaufel ne ganze menge Erdreich zu bewegen 😉
Giebel. Erdgeschoss. Hinter der Plane. Die Außenwand ist ausgebaut. Jetzt muss das Fundament abgebaut und wieder neu hergestellt werden. Die alten Sandsteine werden wiederverwendet, die in Trassmörtel gesetzt das neue Fundament bilden.
Im Erdgeschoss haben die Zimmerleute die komplette Außenwand ausgebaut. Das Holz ist so stark geschädigt, dass die gesamte Fachwerkwand 1 zu 1 mit Altholz nach- und wieder eingebaut wird. Die Plane schützt vor allem die Fußpunkte der Schrägstützen, die das Obergeschoss halten, vor Nässe. Wenn der Boden aufweicht, dann sacken die Stützen ab…

2021_Mai

Der Mai ist rum. Die Gefache leergeräumt bis auf die Holzstaken, die unter Last stehen. Der „Balkon“ und das lichtdurchflutete Fachwerk, lassen gleich neue Bauideen aufkeimen.
Tolles altes Fachwerk und, wie so oft, doch mehr geschädigt als am Anfang zu sehen war.
Nächster Bauabschnitt: Der Ostgiebel
Die Zimmerleute haben im Inneren schon ordentlich ausgesteifte Joche gestellt. Diese nehmen die Last der Außenwand auf, wenn diese Stück für Stück durchrepariert wird. Dem Obergeschoss haben sie eine Arbeitsgalerie spendiert. Die Lehmfüllungen der Gefache werden ausgebaut. Der Lehm zum Wiedereinbau geborgen und gelagert.
Bohlenstube. Tür Ost. Schwelle.
Es sieht so aus, als hat das Haus sich in den letzten 300 Jahren um ca. 15cm gesetzt. Die Pfosten haben die Enden des Schwellholzes nach unten gedrückt. Auf der Schwelle fehlt die Auflast und sie bricht in der Mitte durch.
Anpacken II
Gemeinsam die Bohlenstube tiefergelegt. Über die Jahre ist der Fußboden um ca. 20 cm gewachsen. Ca. 4 m² Sandsteinplaster waren zu bergen. Alles übrige war Lehmboden.
Die ursprüngliche Eingangstür in die Stube war vermauert und nur noch anhand der Pfosten zu erkennen. Um die Tür nicht einfach wieder verschwinden zu lassen, entschieden wir uns die Türnische wiederherzustelle. Ein guter Platz für ein Regal.
Auch draußen geht es weiter. Die Zimmerleute haben die stark durchgebogene Durchfahrt mit einem ordentlichen Rahmen wieder auf eigene Füße gestellt.
Eigentlich sollte die Decke wieder mit einer Kalkfarbe in hellgrau gefasst werden, aber als wir die alte Farbe „nur zur Probe“ auf einem Brett abgebürstet hatten…
Fällt die Entscheidung, Augen zu (FFP2 Maske auf) und durch. Wir holen das Holz wieder vor!
Die alten Wände, grob freigelegt. Die Decke und der Unterzug wurden nur mit dem Spachtel bearbeitet.
In der Bohlenstube: Fast 400 Jahre altes Holz. Unten befreit von etlichen Farbschichten. Zuerst mit dem Spachtel abgestoßen und dann: Ein Hoch auf den Bürstenschleifer!
Der erste Sommertag des Jahres. Die Schwelle auf fast ganzer Länge untermauert. Nur Anfang und Ende müssen noch warten.
Die Bohlenstube. Stand 6. Mai 2021
Die Bohlenwand wächst…

2021_April

1) Fundamentgraben ausgehoben bis auf gewachsenem Boden
2) auf Packlage geborgene behaune Sandsteine mit Trasskalkmörtel zu Gründungsmauerwerk aufgerichtet
Fundamentausbildung unter Nordwand – mit Feldsteinen in Trasskalk ohne Beton
Abbildung aus „Lehmbaufibel“
Der Zimmerer hat das fehlende Kranzprofil nachgeschnitten und eingebaut. Auch die oberste Bohle hat schon ihren Platz gefunden.
Entnageln und Bürsten der geborgenen Bohlen einer anderen alten Stube. Das Holz ist 1785 gefällt worden und wird nach 250 Jahren immer noch genutzt. Welcher moderne Baustoff schafft das?
Vorüberlegungen zur Ergänzung der Westwand der Bohlenstube.
Vorhandene Teile der Bohlenstube aus dem jahr 1653 – hellblau eingefärbt.
Sandfarben angelegt sind die zu ergänzenden Teile.
Die ursprüngliche Tür zur Küche soll als Türnische erhalten bleiben und nimmt
ein Regal auf.
Im März noch ein Papiertiger und jetzt schon Wirklichkeit.
Die Flügelwand und die Türöffnung sind hergestellt!

2021_März

Die Hofansicht des Alten Hauses. (Ansicht Nord)
Erste Überlegungen für eine Eingangstür in die Bohlenstube

2021_Februar

Blick Richtung Durchfahrt von der beräumten Bohlenstube zur neuen Querwand. Durch vorhandene historische Zapfenlöcher, ließ sich die ürsprüngliche Konstruktion der Wand wiederherstellen.
Die Fußschwelle wartet noch auf die Untermauerung. Dann ist auch die Querwand wieder tragfähig.
Zeichnung der neuen Querwand
Das (gewaltige) Fundament in der Tordurchfahrt ist erstellt. Eine jahrelang undichte Dachrinne hat den oberen und unteren Rähm bewässert und so verfaulen lassen. Die Zimmerleute haben die zerstörten Stellen zurückgeschnitten und mit neuem Holz ergänzt.

2020_November

7 Unterschiede sind zu finden 😉
Die Hilfskonstruktion aus Stahl ist komplett abgebaut. Nach 17 Jahren steht die Südseite wieder auf ihrem angestammten Gründungsmauerwerk.
Der nächste Bauabschnitt geplant für 2021, der Ostgiebel, ist in Vorbereitung.
Untermauerung Querwand Ost, Bruchstein mit Trasskalk
Fußstein unter Stiel, behauner Sandstein mit Nut aus altem Schweinestall
Außenwand Süd, Schichten von außen nach innen
Fachwerk,
Zwischenraum (Lehm mit Häcksel),
Bohlenwand,
Fachwerk der Querwand Ost

2020_Oktober

Bohlenstube eingetroffen. Upcycling.
Aus einem Abriss geborgene Bohlen sollen unsere Bohlenstube vervollständigen.
Blick von der Durchfahrt in die Bohlenstube. Teile der Außenwand West und Nord fehlen und sollen mit historischen Bohlen wieder ergänzt werden. Sind die Außenwände wieder tragfähig können auch die Stützen wieder entfernt werden.
Die ersten Stahlfüße sind abgebaut

2020_September

Artikel im „Markus“: Ist das noch zu retten?

Schwelle ist untermauert, nächster Schritt: der Ausbau der Stahlkonstruktion
Rollschicht aus geborgenen Ziegeln unter der Schwelle
Sandsteinsockel, Oberer Abschluss
Sandsteinsockel aufgemauert, Fuge zur Schwelle noch offen
Aufmauerung des Sockels mit Lesesteinen bei strömenden Regen

Kleines Dorffest zum 300sten Geburtstag des Alten Hauses.
Das neue alte Fachwerk ist erstellt! Dank den Zimmerleuten!
Nach 300 Jahren hat das Alte Haus eine neue Fachwerkwand. Die Jahreszahl 1720 ist in das Gefach über der Tür der Narrenstube eingeritzt. Auch die Dendrochronologie bestätigt das das Holz 1718/19 geschlagen wurde.

2020_August

Die Wand mit dem Mundloch des Backofens, sowie des Feuerlochs für den Kachelofen ist nachträglich eingebaut worden. Ursprünglich stand hier auch eine Bohlenwand, wie die Nuten am Unterzug zeigen. Um die Seitenwand gründen zu können haben wir die Wand abgetragen und werden sie als Bohlenwand wieder errichten.
Die Wand von der Bohlenstube aus gesehen. Eine Wand voller Geschichte. Zig mal an und umgebaut.
Der Durchgang mit Abstützung
Hausgeschichte: Die jetzige Durchfahrt würde wahrscheinlich um 1880 geschaffen im Zuge des Teilabrisses des Alten und des Baues des Neuen Hauses. Die beiden Außenwände der Küche würden abgebrochen und der Fußboden schräg abgeggraben. Der südliche Sandsteinsockel wurde einfach geschliffen. Durch diese Maßnahmen untergrub man an der tiefsten Stelle die bestehende Gründung um ca.1,40m. Damit das Haus nicht in der Luft schwebte unterfütterte man die Querwand notdürftig mit z.T. behaunenen Sandsteinen. Die vorhandene Querwand erzählt von mehrern Umbauten und verschiedenen Öfen die alle von der Küche aus beheizt wurden.
Nachdem das Fundament soweit ergänzt wurde das es Bohlenstube und Außenwand wieder tragen kann wurde die alte Fachwerkwand von Schlegel Holzbau abgebaut.
Blick auf die Bohlenwände. Eine Bohlenstube ist ein Haus im Haus, eine hölzerne Schachtel die in das Haus hineingestellt wurde und ein sehr behagliches Raumklima ermöglichte.

2020_Juli

ANPACKEN Nr.3
Die Kammer neben der Bohlenstube wurde jahrzehntelang als Hühnerstall genutzt. Also beräumen und Herstellen von Baufreiheit.

2020_Mai

Freigelegte Gründungsmauer

2020_März

Beim ersten ANPACKEN 2020 haben wir die Gefache ausgeräumt, damit der Zimmerer die schadhaften Balken auswechseln kann.

2019_August

Erste Sicherungsmaßnahmen. Verstärkung der Abstützung der Tordurchfahrt

2019_Mai

Vorhaben für gut befunden. Fördermittelzusage. Es kann losgehen.

2018_September

Baustein „Altes Haus“. Die Bohlenstube war vor 300 Jahren der gesellige Mittelpunkt des Hofes und soll es auch wieder werden.
Vier Bausteine.
Basislager
Hauswirtschaft
Landwirtschaft
Kultur

Die Überlegungen zur Nutzung des Hofes in einem Konzept zusammengefasst und einen Förderantrag für das Alte Haus bei der LEADER-Ortsgruppe Saalfeld-Rudolstadt gestellt.

2018_August Eigentümerwechsel

Die „Strebepfeiler“ inzwischen kompostiert.
Hof 9 Zustand 2018. Nach zwei Jahren Leerstand.
Beim Verkaufsgespräch pries die Maklerin das Gehöft mit folgenden Worten: „Sie können die Alten Häuser abreißen. Die Denkmalpflege hat nichts dagegen.“

2013
gehört zu den heißesten Jahren seit Beginn der Messungen.
Der Einfluss des Menschen auf das Klima wird zunehmend spürbar.
Das Alte Haus mit klimafreundlichen, abfallfreien Baustoffen (Holz, Lehm, Bruchstein und Stroh) zu Beginn der Industriellen Revolution gebaut, steht noch immer…
Möglicherweise stecken in dieser alten Konstruktion Materialien und Prinzipien die uns auch heute noch Vorbild sein können, zur Lösung der anstehenden Aufgaben.

Übersicht über CO2-Freisetzung durch den Menschen in den letzten 200 Jahren.
Für das Bauen interessant: der nicht unerhebliche Anteil der Zementproduktion.

Vor dreihundert Jahren haben Menschen nicht nur das Alte Haus gebaut sondern mit der Nutzung der Kohle eine Entwicklung angestoßen, die wohl entscheidend unsere Zukunft bestimmen wird.
Die Grafik unten zeigt in der unteren Hälfte mit der blauen Fieberkurve die Änderung der Konzentration des CO2 über die letzten 400.000 Jahre. Den Wechsel von Warm- und Eiszeiten. Der gelbe Kasten zoomt in den letzten senkrechten Anstieg hinein und zeigt die Entwicklung der letzten 1000 Jahre.

Carbon Dioxide 400kyr.png
CC BY-SA 3.0, Link

2011_Februar

Sieben Jahre später. Die Plane hat sich inzwischen aufgelöst. Wind und Wetter arbeiten hart daran, die angefangene Notsicherung rückzubauen. Die „Strebepfeiler“ die das Obergeschoss in der Luft halten, sind inzwischen der normale Anblick von der Dorfstraße.

2004_Oktober

Das Stiefelfundament ist gegossen, die Vormauerschale aus Feldsteinen ist bis auf 3/4 der Ursprungshöhe wieder errichtet. Den Eigentümern fehlen die Resourcen und die Motivation um die begonnene Rettung fortzusetzen, ebenso der Denkmalpflege. Der Schwebezustand wird jetzt eine ganze Weile andauern.

2004_Januar

Blick auf die Südwestecke des Alten Hauses. Die letzte Bohle der Bohlenstube schwebt über den Köpfen der Maurer. Ungewöhnlich, daß die unterste Bohle nicht auf der Fachwerkschwelle steht sondern diese sich fast 40cm tiefer befindet und direkt auf das Erdreich gestellt wurde. Ein Hinweis dafür, daß die Bohlenstube nicht für dieses Haus gebaut wurde sondern aus einem anderen Bau wiederverwendet.
Die Südwand ist unterfahren, der Sockel abgebaut, das Erdreich dahinter abgeschachtet um Platz zu schaffen für eine neue Gründung
Abstützung des Ober- und Unterfahrung des Erdgeschosses
Montage der Stahlträger und Sicherung der Fachwerkwand.
Notwendige Vorarbeiten um das Haus “ in die Luft zu hängen“

2003_April

Blick in die „Narrenstube“ im Obergeschoss des Alten Hauses
Ausgangssituation Stand 2003: Fundament ist in sich zusammengerutscht, Grundschwelle gebrochen, Fachwerk verformt und beschädigt

1968 – „Earthrise“ Apollo 8
Die Raumfahrtprogramme die der Menschheit zeigen sollten, dass ihre Heimat nur ihre Wiege war, zeigt am Ende das ihre Wiege ihre einzige Heimat ist. Es war der Schlüsselmoment des 20. Jahrhunderts.
Robert Poole

Von NASA/Bill Anders – http://www.hq.nasa.gov/office/pao/History/alsj/a410/AS8-14-2383HR.jpg

1914-18
1. Weltkrieg

Landesarchiv Thüringen – Staatsarchiv Altenburg, Plakate, Nr. 855

1914
Elektrifizierung von Mötzelbach und Bau der Wasserleitung. Die einzelnen Höfe werden an die zentrale Wasserversorgung angeschlossen. Vorhandene Brunnen werden zum Teil verfüllt.

1.4.1893 – Neue Zeit
Die Bahn und das Militär verlangten nach einer einheitlichen Zeit in Deutschland. Bis jetzt hatte jedes Land, jedes Fürstentum seine eigene Zeit.

ca. 1890 – Die Amputation des „Alten Hauses“

So ähnlich könnte das Alte Haus ausgesehen haben


Mit Hilfe der künstlichen Düngung und Mechanisierung stiegen auch in Mötzelbach die Erträge. Größere Scheunen verdrängten die alten. Neue Bauernhäuser wurden gebaut. Industrieprodukte prägen auch hier zunehmend das ländliche Bauen.
(gebrannte Ziegel statt Lehmstaken, behauener Sandstein statt Lese- und Bruchsteinen, Dachziegel statt Strohdeckung, gesägtes Holz statt behaunes)
Auch die Bauern des Hofes Nr.9 bauten neu.

Cirka 1/3 des Alten Hauses musste dem modernen Neubau weichen

Mit dem Teilabbruch des „Alten Hauses“ wurde Platz geschaffen für einen Neubau des Wohnhauses. Das Alte Haus wurde um ca. 6 m „eingekürzt“. Die Außenwände der Schwarzküche abgebrochen, der Boden der Küche auf der Südseite um 1,50 m abgegraben um eine Durchfahrt in den Hof herzustellen. Einfahrt durch die Küche!
Dabei wurde die kaum vorhandene Gründung der Querwände einfach untergraben und notdürftig mit Sandsteinen unterstopft. Im Fachwerk des neugebauten „Großen Hauses“ sind schon Fensteröffnungen nach Osten angelegt, die noch vom „Alten Haus“ verstellt werden. Darum ist davon auszugehen, dass das „Alte Haus“ nicht nur zum Teil abgerissen sondern komplett geschliffen werden sollte.
Irgendetwas kam dazwischen…
Und so überdauerte das „Alte Haus“ die nächsten 100 Jahre als Schweine-, Hühner- und Entenstall. Als Taubenschlag, als Schirr- und Abstellkammer.

Aufnahme Februar 2019
Das abgesägte „Alte Haus“ mit dem rechts vorbeischießenden „Großen Haus“.
Die Durchfahrt war die ehemalige Küche

1874 – Neue Transportwege
1. Mai Eröffnung der Saalebahn

Streckenkarte 1938
Postkarte 1910

1873
Dampfdreschmaschine wird gemeinsam von Neusitz, Klein- und Großkochberg und Mötzelbach für 3000 Taler angeschafft.

Während die Dreschmaschine in der Scheune aufgestellt wurde, ist die gewaltige Dampfmaschine auf dem Hof neben der Miste platziert. Mindestens zwei Männer sorgen für den Betrieb der Dampfmaschine, aus deren hoher Schornstein dunkler Rauch ausgestoßen wird. Zum Foto haben sich 26 Dreschhelferinnen und -helfer aufgestellt, darunter sechs Mägde. Das Bild zeigt, dass die Dreschmaschine sicherlich eine gewaltige Erleichterung der Drescharbeit brachte, jedoch immer noch den Einsatz zahlreicher Arbeitskräfte erforderte.

um 1870 – industriell hergestellte Nägel lösen die geschmiedeten ab


Ab 1775 wurden erste Verfahren zur maschinellen Herstellung von Nägeln aus Metall entwickelt. Bis jedoch die von Hand geschmiedeten endgültig durch industriell hergestellte Nägel abgelöst wurden dauerte es noch rund 100 Jahre.

1852 – Auszug aus der Flurkarte

Der heutige Hof Nr.9 ist 1852 die Nr.11. Das „Alte Haus“ mit Vorgarten füllt noch die gesamte Straßenfront aus. Auf seiner Ostseite ist der Vierseithof geöffnet, hier liegt die Zuwegung. An das Alte Haus schließt sich rechtwinklig ein schmaler Gebäudeteil an. Möglicherweise mit Stallungen im Erdgeschoss und Kammern an einem Laubengang im Obergeschoss. Mittig an der westlichen Grundstücksgrenze ist ein kleiner Teich eingezeichnet. Das Grundstück selbst ist auffallend groß und von eigenartigem Zuschnitt. Das dem Hof gegenüberliegende langstreckte Gebäude mitten in der Allmende könnte die Kegelbahn des Dorfes sein.

1842 – Beginn der Zementproduktion in Deutschland

1840 – künstliche Düngung

Justus Liebig publiziert er sein grundlegendes Werk über Agrikulturchemie. In der ersten Zeit nach Veröffentlichung waren seine Grundaussagen umstritten und wurden von der Wissenschaft und praktischen Landwirtschaft als inkompetent erachtet. Erst ca. 20 Jahre nach Veröffentlichung der Agrikulturchemie erfuhr Liebig breite wissenschaftliche Anerkennung. Die praktische Anwendung seiner Lehre führte seither zur Vervielfachung der Ernteerträge. Die Ernährung industriell und großstädtisch organisierter Gesellschaften wäre ohne Kenntnis der Liebig’schen agrikulturchemischen Grundaussagen nicht möglich.[25] So ist beispielsweise in Deutschland die agrarische Produktion zwischen 1873 und 1913 um 90 % gestiegen. Diese Zunahme basierte neben der Mechanisierung der Landwirtschaft und wissenschaftlich begründeter Tierzucht insbesondere auf der Verwendung von bergbautechnisch gewonnenen bzw. industriell hergestellten Düngemitteln.[26]

1755
erscheint „Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen“ von Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)

um 1730 (eine genaue Datierung liegt nicht vor)
Über der Bohlenstube befindet sich im Obergeschoss die „Narrenstube“ geschmückt mit einer bemalten Bohlendecke.

1720
Bau und Fertigstellung der Ausfachungen des „Alten Hauses“

Jahreszahl 1720 mit dem Finger in den Lehm der Ausfachung über der Tür in der „Narrenstube“ geschrieben

1718
Einschlag des Holzes für das Fachwerk des „Alten Hauses“

1712
Thomas Newcomen baut 1. Funktionsfähige Dampfmaschine,
eingesetzt als Pumpenantrieb zur Entwässerung eines Kohlebergwerkes in Südengland
Beginn der Industriellen Revolution –
Anfang der massiven Nutzung fossiler Energieträger (erst Kohle dann Öl und Gas) durch den Menschen

Newcomens Dampfmaschine aus Meyers 1890.png
Von Meyers Konversationslexikon 1890 – Meyers Konversationslexikon 1890, Gemeinfrei, Link

1653
Einschlag des Holzes für die Bohlenstube

Wandaufbau von innen nach außen (von links nach rechts);
Stiel vom Tragwerk Querwand,
Bohlen der Bohlenstube (1653),
Zwischenraum mit Lehm verfüllt,
Außenwand

1194
Erste urkundliche Erwähnung von METCELBACH

4 Kommentare

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was soll man dazu sagen, toll was Ihr Alle auf die Beine gestellt habt, bzw. wieder auf eine stabile Mauer – sehr beeindruckend!
Es geht eben Vieles, wenn vielleicht einer eine Idee hat, aber viele mitmachen und Spaß daran haben, Altes zu erhalten!
Grüße aus Berlin
Lutz

Deine Dokumentation ist hervorragend gemacht – es liest sich wunderbar flüssig und ist beeindruckend.
Und verwunderlich ist immer wieder die Situation, die das Leben so beschert: ein außergewöhnliches Haus – fast abgeschrieben – findet einen ebensolchen Bauherren und dieser wiederum auf gleicher Wellenlänge tätige Handwerksunternehmen.
Am Ende steht ein Ergebnis mit außergewöhnlicher Strahlkraft.
Halte durch!!!

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